Die tschechischen Länder wurden
christianisiert kurz vor dem Jahre 800 nach der Befreiung von der Herrschaft
der Avaren. In den letzten Jahren entdeckten die Archäologen Überreste von
Kirchenbauten schon aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts, besonders in
Südmähren. Vierzehn böhmische Stammfürsten wurden im Jahre 845 in
Regensburg getauft. Seitdem verbreiteten vom Westen deutsche Missionare das
Christentum immer intensiver und führten dabei auch lateinische Liturgie ein.
Das land kam zugleich unter den politischen Einfluss der Franken bzw. der
Deutschen. Um diesem Einfluss zu steuern, rief im Jahre 863 der großmährische
Herzog Rastislav griechische Missionare aus Konstantinopel, die Brüder
Konstantin (Cyrill) und Methodius
aus Thessaloniki in sein Reich, um den Kontakt mit der Ostkirche einzuleiten.
Sie schufen eine neue, der slawischen Sprache angepasste Schrift (glagolische
– kyrilische), übersetzten die wichtigsten
Bibelteile in die altslawische, der Bevölkerung gut verständliche Sprache,
führten die slawische Liturgie ein. So wurden sie zu Gründern des
tschechischen Schrifttums und der Kultur. Nach dem Zerfall des
Großmährischen Reiches gerieten die böhmischen Länder wieder unter den
Einfluss des deutsch-lateinischen Christentums und der
westlichen Kultur.
Anfangs des 10. Jahrhunderts wurde der
berühmte Fürst Václav (Wenzel) – aus dem Geschlecht der
Přemysliden – zum bedeutendsten Repräsentanten tiefer, aufrichtiger
christlicher Frömmigkeit und Friedlichkeit. Von seinem Bruder Boleslav aus
innerpolitischen Gründen ermordet (29. September
935), wurde er später
als Patron des tschechischen Volkes heilig gesprochen. Die missionarische
Tätigkeit wurde später aus Böhmen nach Osten durch den zweiten Prager Bischof
Vojtěch (Adalbert) weitergetragen, der im Jahre 997 bei der
Bekehrung der heidnischen Preußen seinen Märtyrertod fand. (Das Prager Bistum
wurde im Jahre 972 gegründet.)
Unter den mittelalterlichen
bedeutendsten Geschichtsgestalten ragt der fromme christliche Kaiser
Karl
IV. aus dem Geschlecht der Luxemburger heraus. Im Jahre 1347 gründete er
in Prag die erste mitteleuropäische Universität, und Prag selbst machte er zur
drittgrößten Stadt Europas.
Zu seiner Zeit begannen neue
Reformtendenzen und Bewegungen, die die verfallene römische Kirche zur
geistlichen Erneuerung bringen wollten. Ihre geistigen Führer waren vor allem
Konrad Waldhauser, Prager deutscher Prediger,
Jan Milíč von
Kroměříž (Kremser) und
Matěj Janov, tschechischer Prediger eschatologischer Richtung. Die
Reformbewegungen, die durch Gründung der Bethlehem-Kapelle
in Prag (1391) ihr geistliches Zentrum gewannen, mündeten endlich anfangs des
15. Jahrhunderts in die Hussitische Reformation.
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M. Jan Hus
Die älteste Darstellung |
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Die hussitische Reformbewegung, die mit
Recht als die erste Refomationsepoche verstanden wird, ging der
Weltreformation Luthers und Calvins um 100 Jahre voraus.
Magister Jan Hus,
der wegen seiner Treue zur Wahrheit des Wortes Christi vom Konstanzer Konzil
als Ketzer verurteilt und am 6. Juli 1415 auf dem Scheiterhaufen in
Konstanz verbrannt wurde, rief durch seinen Märtyrertod einen großen
Widerhall im tschechischen Volke hervor. Hus und seine Nachfolger, wie
Magister Hieronymus aus Prag, Magister
Jacobellus aus Mies,
Nikolaus aus Pelhřimov, später
Peter aus Chelčice und
Magister
Jan Rokycana, waren in ihrem Ringen um den wahren Gottesgehorsam nicht
weniger biblisch treu und reformatorisch radikal als die späteren
Repräsentanten der deutschen und der schweizerischen Reformation. Namentlich
in ihrem Versuch, die mittelalterliche institutionelle Kirche dem Worte Gottes
zu unterordnen und sie im gewissen Maß zu laizisieren und demokratisieren.
Besondere Bedeutung hatte ihr Postulat, nicht nur die Kirche selbst, sondern
auch die ganze Gesellschaft der königlichen Herrschaft Jesu Christi zu
unterstellen.
Die von Jan Žižka und
Prokop
Holý geführten Hussitenheere errangen überzeugende Siege gegen die
Kreuzritter aus ganz Europa und zwangen die römische Kirche, mit den „Tschechischen Ketzern“ zu verhandeln. Fast das ganze Land wurde hussitisch.
Auf dem Basler Konzil im Jahre 1433 wurden die Hauptforderungen der Hussiten
Die Prager vier Artikeln, als Compactata (das heißt Verabredung)
gebilligt: |
1. die freie Verkündigung des Wortes Gottes,
2. das Spenden des Heiligen Abendmahls unter beiderlei Gestalt (der
„Laienkelch“),
3. der Verzicht des Klerus auf weltliche Macht und weltlichen Besitz,
4. die öffentliche Ahndung der Sünden, auch derer des Klerus.
Wegen ihres zweiten Artikels wurden die
Hussiten auch „Kelchner“, später auch „Utraquisten“ genannt. Das erstemal
wurde der Laienkelch im Jahre 1414 in der Prager Kirche des „Hl. Martin in
der Mauern“ gefeiert. Der Keim wurde zum Symbol der hussitischen
Reformation, die auch stark eschatologisch geprägt wurde.
Nachdem die radikalen Hussiten, die „Taboriten“, von der gemäßigten Prager Partei im Jahre 1434 bei Lipany besiegt
worden waren, smloß die Prager Partei einen Kompromiss mit Rom. In späteren,
kritischen Zeiten kam der hussitischen Kirche die Reformation Martin Luthers
zu Hilfe. In Luther und Melanchthon sahen die Späthussiten (die von den
Historikern „Neuutraquisten“ genannt wurden) ihre bedeutungsvollsten
Verbündeten. Sehr hoch schätzten sie Luthers Worte aus der Leipziger
Disputation, daß Huss widerechtlich verbrannt wurde und die Hussiten gute
Christen waren, ebenso wie jene aus dem Brief an Spalatin (1520):
„Unwissend
waren wir alle Hussiten.“ Die Schriften des Jan Hus und anderer
hussitischen Theologen wurden auch in Deutschland gedruckt, wozu Luther die
Vorworte schrieb. Die hussitischen Studenten wurden auch an deutschen
evangelischen Universitäten ausgebildet. Später wurde die Hussitische
Refonnation auch von der Calvinistischen beeinflußt.
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Die Wurzeln der brüderischen
Tradition
(1414 – 1575) |
Bei der
Aus den radikal-hussitischen
Kreisen, die sich mit den Kompromissen mit Rom nicht zufrieden geben wollten,
entstand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, in der Zeit der Regierung
des hussitischen Königs Georg von Podiebrady, eine andere tschechische
Reformationsbewegung: die Brüderunität (Unitas fratrum). Die
Gruppen aufrichtiger Gottessucher und Nachfolger Christi, die durch die
Schriften des südböhmischen christlichen Denkers Peter aus Chelčice und durch
die Predigten des hussitischen Prager Erzbischofs Jan Rokycana beeinflusst
wurden, siedelten sich im Jahre 1457, unter der Führung von Řehoř (Gregor) aus
Prag, im entlegenen ostböhmischen Dorf Kunvald bei Žamberk an, um dort im
Sinne des Evangeliums eine wirklich christliche, nach dem apostolischen
Vorbild gestaltete brüderische Gemeinde zu bilden. Voll gehorsamen Glaubens
versuchten sie, gemeinsam in treuer und kompromissloser Nachfolger Jesu
Christi als des „stillen Königs“ und des „Gottes Lammes“ zu leben. Nach den
ersten zehn Vorbereitungsjahren entschieden sich die Brüder, auch die letzten
Fesseln zur verweltlichten utraquistischen Kirche zu brechen. In der Karwoche
des Jahres 1467 wählten sie ihre ersten eigenen Priester, die durch die
Vermittlung der Waldenser geweiht wurden.
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Jan Amos Komenský
1592 – 1670
J. A. Comenius |
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Die
Brüderunität repräsentiert den Höhepunkt der tschechi-schen Reformation, obwohl
sie immer nur kleine Minderheit im Volke war, und obwohl sie durch ihre ganze
Geschichte von der staatlichen und kirchlichen Obrigkeit verfolgt wurde Durch
ihr vorbildliches, christliches praktisches Leben, später auch durch ihre
bedeutungsvollen theologischen und kulturellen Leistungen (u. a. namentlich
die „Kralitzer Bibel“ – 1579 bis 1593 –, mehrere
Kanzionale, Bekenntnisschriften, Katechis-men und Kirchenordnungen)
repräsentiert die Brüderunität das wertvollste Phänomen des tschechischen
Geisteslebens im 16. und 17. Jahrhundert. In der Reihe der brüderischen
theologischen Denker und Führer waren die bedeutendsten Lukas aus Prag,
Jan Blahoslav, Jan Augusta, Jiří Strejc und namentlich
der letzte tschechische Bischof Jan Amos Komenský (Comenius,
1592 bis 1670), ein bekannter Theologe, Pädagoge und Friedenstifter. Er war
eine der größten Gestalten seiner Zeit.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts
vereinigten sich die Brüder, die seit 1535 ihre eigene „Brüder Konfession“
hatten, mit den Utraquisten und böhmischen Lutheranern zur Herausgabe der
gemeinsamen „Böhmischen Konfession“, die im Jahre 1575 Kaiser
Maximilian II. vorgelegt wurde. Vom Kaiser Rudolph II. erzwangen die
vereinig-ten utraquistischen und brüderischen Stände im Jahre 1609 den „Majestätsbrief“,
der die Gleichberechtigung der Evangelischen mit den Katholiken bestätigte.
Durch festes Anhalten an der kirchlichen Zucht und durch Bildung fester
Kirchlichenordnungen näherte sich die Brüderunität immer mehr der
kalvinistischen Kirchenkonzeption. Sie pflegte auch immer häufigere, rege
Beziehungen mit Genf und anderen reformierten Kirchen.
Die hoffnungsvolle Entwicklung
des tschechischen Protestantismus dauerte leider nicht lange an. Nach dem
misslungenen “Böhmischen Aufstand“ gegen den streng katholischen
habsburgischen Kaiser Ferdinand II., der im Jahre 1618 zum Beginn des
Dreißigjährigen Krieges“ führte, erlitten die tschechischen Protestanten, die
eben den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zu ihrem König gewählt hatten,
eine totale Nieder-lage in der Schlacht auf dem Weißen Berge
(Bílá Hora) bei Prag, den 8. November 1620. Damit war die religiöse und
nationale Freiheit der böhmischen Länder (die damals schon zu 90 Prozent
evangelisch waren), für die folgenden 300 Jahre verloren. Am 21. Juni 1621
wurden 21 protestantische Führer des Aufstandes auf dem Altstädter Ring in
Prag hingerichtet. Die adligen und freien Landbewohner wurden gezwungen, den
katholischen Glauben anzunehmen oder die Heimat zu verlassen. Dem übrigen Volk
wurde die katholische Religion durch Macht und jesuitische Praktiken
oktroyiert. Unter den etwa 30 000 Exulanten war auch Comenius, der dann als
Pilger durch viele europäische Länder zog, und sich dort um eine bessere
Erziehung der Jugend und das friedliche Verständnis unter den Völkern verdient
machte. Der Westfälische Frieden, durch den im Jahre 1648 der Dreißigjährige
Krieg beendet wurde, brachte weder den im Lande verbliebenen, noch den
zerstreuten exulantischen Protestanten im Ausland irgendeine Erleichterung.
Comenius selbst starb im Jahre 1670 in Amsterdam. Zuvor sah er das Ende aller
Hoffnungen der tschechischen Protestanten. Ihnen widmete er sein
Abschiedsbüchlein „Das Vermächtnis der sterbenden Mutter–Brüderunität“.
Die 160 Jahre dauernde
konsequente Gegenreformation – die so genannte Zeit der „Finsternis“ –, drohte
allmählich alles Evangelische aus dem vorher protestantischen Lande
auszutilgen. Doch niemals erlosch der Funke des evangelischen Glaubens in den
böhmischen Ländern völlig. Eine ganz kleine Minderheit geheimer evangelischer
Bekenner – die so genannten „Stillen im Lande“, der „verborgene Same“, das
„Lam-mesvolk“ –, versammelten sich trotz ständiger Verfolgungen zu geheimen
Gottes-diensten in entlegenen Orten, in Wäldern und Höhlen, – von
Exulantenpredigern aus Sachsen und Polen besucht und geistlich unterstützt.
Unter Lebensgefahr hielten die geheimen Protestanten in verschiedenen
Verstecken ihre alten Bibeln, Postillen und Gesangbücher, um sie vor den
inquisitiven Jesuiten und Soldaten zu retten. Neuere Bücher dieser Art wurden
später in deutschen evangelischen Ländern gedruckt und heimlich nach Böhmen
gebracht, so dass die evangelischen Eltern mit ihrer Hilfe die Kinder
evangelisch erziehen konnten.
Die tschechischen Exulanten und
später auch frei willige Emigranten fanden ihre Zuflucht hauptsächlich in der
Slowakei (die damals zu Ungarn gehörte, ihre eigene kirchengeschichtliche
Entwicklung ging und von den krassesten Formen der Gegen-reformation verschont
blieb) und in Deutschland. Hier kamen sie unter den starken Einfluss des
Pietismus, der auch nach Böhmen gelangte. Unter den neugegründeten Siedlungen
wurde Herrnhut in Sachsen am bekanntesten. Im Jahre 1722 auf dem Lausitzer
Gute des Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf gegründet, wurde
Herrnhut bald zum Ausgangspunkt der brüderischen Weltmission. Seit dem Jahre
1749 existiert die „Herrnhuter Erneute Brüderunität“ (in der anglosächsischen
Welt als. „The Moravian Brethren“ oder „Moravians“ bekannt) als
selbständige Kirche, die aus dem reichen Vermächtnis der alten Brüderunität
aufwuchs.
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Die Zeit vor
der Toleranz zur vollen Freiheit
(1781 – 1918) |
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Die schwere Zeit der
Gegenreformation hatte den evangelischen Glauben in den böhmischen Lindern
nicht nur äußerlich, sondern auch weitgehend innerlich gelähmt. Trotz
dauernder Verfolgungen blieben in Böhmen und Mähren noch etwa 80 000 geheime
Protestanten. Diesen gewährte der aufklärerische Kaiser Josef II. durch
das Toleranz patent am 13. Oktober 1781 eine gewisse religiöse Toleranz. Es
war de facto nur eine Duldung der protestantischen Minderheit unter bleibender
strenger Kontrolle der herrschenden katholischen Kirche.
Die tschechischen Nachkommen
der alten Hussiten und Brüder waren etwas enttäuscht, dass sie sich nur zu den
damals in Deutschland und in Ungarn anerkannten Konfessionen – zum A. B. und
zum H. B. – anmelden durften. Von den rund 70 000 neuen Anmeldungen bekannten
sich die meisten zu dem Helvetismen Bekenntnis, das ihnen durch seine
liturgische Schlichtheit viel näher war als das Augsburgischen. Sehr bedeutend
wurde damals der Dienst der reformierten Prediger aus Ungarn und der
lutherischen aus der Slowakei, die trotz großer Armut und verschiedener
Schwierigkeiten den tschechischen Glaubensgenossen opferwillig zu Hilfe kamen.
Nach weiterem, fast
hundertjährigem Streben, namentlich nach den bedeutenden Ereignissen des
Revolutionsjahres 1848, erreichten die tschechischen Protestanten im
protestantischen „Kaiserspatent“, am 8. April 1861 vom Kaiser Franz Josef I.,
staatliche Deklaration ihrer Gleichberechtigung mit den Katholiken. Das
wachsende nationale Selbstbewusstsein führte das tschechische Volk zur neuen
besseren Wertschätzung der hussitischen und brüderischen Tradition und dadurch
auch zur günstigeren Wertschätzung der Protestanten. Die bisher nur ländlichen
Kirchengemeinden wurden auch durch die städtischen vermehrt. Die Protestanten
begannen auch im öffentlichen Leben gewissen Einfluss auszuüben. Unter der
evangelischen Intelligenz spielte eine wichtige Rolle der größte tschechische
Historiker Franz Palacký, später auch Professor T. G. Masaryk, der zum
ersten Präsidenten der freien Republik wurde.
Die Existenz und Gestalt der
heutigen evangelischen Kirche in Böhmen und Mähren bleibt eng verbunden mit
der Entstehung des neuen freien tschechoslowakischen Staates nach dem ersten
Weltkriege. (Am 28. Oktober 1918 wurde die Tschechoslowakische Republik
ausgerufen.). Nach dreihundert Jahren religiöser Unfreiheit kannten sich nun
endlich auch die geistigen Erben der alten Hussitenkirche und der Brüderunität
wieder frei zum Glauben ihrer Reformationsväter bekennen. Seit der
aufklärerischen Toleranzzeit konnten sie sich zwar für die im damaligen
habsburgischen Osterreich anerkannten protestantischen Konfessionen
entscheiden (die lutherische „Augsburgische-“ oder die
reformierte „Helvetische“), doch waren sie sich stets ihrer tschechischen
Reformationstradition gut bewusst.
Bei der Generalversammlung der
tschechischen Protestanten, die am 17. bis 18. Dezember 1918 in Prag tagte,
vereinigten sich die 126 000 Glieder der reformierten und die 34 000 Glieder
der lutherischen Gemeinden in eine Kirche der Union unter dem Namen
„Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder“, später kurz „Evangelische Kirche“
genannt. Ihre Rückkehr zur hussitischen und brüderischen Reformation wurde
später durch die Neuannahme der alten hussitischen und brüderischen
Konfessionen zum Ausdruck gebracht, die neben der Augsburgischen und
Helvetischen Konfession als Bekenntnisbücher angenommen wurden.
Aus dieser geschichtlichen
Entwicklung lässt sich begreifen, dass die „Evangelische Kirche der Böhmischen
Brüder“ vom Anfang an ökumenisch geformt wurde und bleibt. Sie hat de facto
neben den alten christlichen Bekenntnissen und den alten hussitischen „Vier
Prager Artikeln“ (1421) vier Reformationskonfessionen als ihre
Bekenntnisschriften anerkannt: die „Augustana“ (von 1530), die „Helvetica
posterior“ (von 1566), die hussitisch-lutherische „Böhmische Konfession“ (von 1575) und die “Brüderische Konfession“ (aus 1535,
nach der letzten Ausgabe von J. A. Comenius von 1662). In der Lehre und in der
Theologie, sowie im praktischen Leben und Dienst bleibt die „Evangelische
Kirche der Böhmischen Brüder“ an allen reichen, christlichen evangelischen
Traditionen orientiert.
Lit.:
Evangelische Kirche der Böhmischne Brüder, verfasst von Th.Dr. Jiří Otter,
Herausgegeben vom Synodalrat der Evangelischen Kirche in Prag, Juli 1968
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